Unmittelbar nach dem Tod von Angela. Die Pauli-Briefe.

In den Akten ist der Brief von Hilde Rosbaud, in welchem sie Nachricht vom Hinschied von Angela Rosbaud, ihrer Tochter, gibt. Dieser Brief ist an sich schon höchst eigenartig und in seinem Ablauf kaum glaubhaft. Er erreichte mich recht genau eine Woche nach Angelas Tod. Hilde glaubte offensichtlich der Aussage des Pathologen und gab sich damit zufrieden. Ein Herzinfarkt ist beruhigender als Mord oder Selbstmord.

Ich bin nach Erhalt des Briefes gleich übers Wochenende mit Simone nach London geflogen. Wir gingen mit Hilde in Angelas Wohnung. Es herrschte ein fürchterlicher Geruch. Man sah Blutspuren im ganzen Zimmer am Boden. Hilde gab mir einige Bücher, einige Briefe an Angela von bedeutenden Physikern und Simone einige Gläser.

Hilde sagte mir, sie hätte Briefe von Pauli an PR ihrem Freund Pinkus Jaspert gegeben. Ich bat sie dringend, diese Briefe zurück zu verlangen. Sie tat dies und ca. 14 Tage später flog ich dieser Briefe wegen erneut nach London und erhielt sie. Sie sind heute mein grösster Schatz.

Es handelt sich bei diesen Briefen von Wolfgang Pauli um nahezu 200 Briefe. Sie stammen alle aus den letzten 5 Lebensjahren von Pauli. Alle Briefe tragen die Anrede "Lieber Steinklopferhansl". Steinklopferhansl ist eine Gestalt in einem gleichnamigen Drama von Peter Rosegger. Rosegger, Pauli und PR waren Österreicher. Pauli wusste also genau, was er mit dieser Anrede meinte: Steinklopferhansl ist in dem Drama zwar die sozial niedrigste Gestalt aber die einzige, die nicht durch Konvention und Rolle zur Charge wird, er ist diejenige Gestalt, die das ganze Geschehen für die andern unmerklich lenkt.

Pauli sah also offensichtlich in PR eine unabhängige Persönlichkeit, die viel Geschehen lenkt aber nie in Erscheinung tritt. In seinen Briefen macht er sonst keinerlei Anspielungen auf die Rollen, die PR gespielt hat. Sicher aber wusste er darum.

Zu den Briefen sei vermerkt, dass ich sie bisher nur selektiv und vereinzelt freigegeben habe, weil ich immer noch hoffe, sie als Hebel verwenden zu können, um PR bekannt zu machen.
Diesen Sachverhalt habe ich Karl von Mayenn, dessen Lebenswerk die Herausgabe der Pauli-Briefe ist, dargelegt und er hat dafür Verständnis.
In einem Gespräch mit Direktor Jacob vom CERN hatte ich dies ebenfalls dargelegt und dabei einzig versprochen, dass wenn ich je die Briefe zu einer Veröffentlichung freigebe, ich dies durch eine dafür geeignete Fachperson tun lasse.
Herrn von Mayenn habe ich vereinzelte Briefe zur Veröffentlichung gegeben sowie nach Rücksprache mit dem Autographenhändler Moirandat eine Liste aller Briefe von Pauli an PR.
Diese Liste gab ich von Mayenn unter der Auflage, dass er sie ergänzt und zwar sowohl mit weiteren Briefen von Pauli an PR als auch mit jenen Briefen, die PR an Pauli geschrieben hat, soweit diese erhalten sind.
Meine Abklärungen über Professor Charles P. Enz und über Mayenn haben ergeben, dass die Witwe Franca Pauli die Korrespondenz mit PR offenbar verbrannt hat. Eifersucht. Seither vertrete ich, dass die indische Methode besser sei: Lieber die Witwe verbrennen als das Werk und die Korrespondenzen der grossen Männer, wie es leider allzu oft geschieht.

Mit diesen Briefen habe ich praktisch Zugang zu allen Physikern. Ihr Wert als Autographen kann nur steigen. Vorläufig ist Pauli noch nicht so bekannt, wie er es gemäss seiner Bedeutung verdiente. Pauli droht nicht vergessen zu werden, wohl aber PR. Dies zu verhindern sollen mir die Pauli-Briefe helfen.
Je mehr die Bedeutung von Pauli erkannt wird und in die Breite geht, umso mehr steigen die Chancen, dass mittels dieser Briefe auch PR in seiner historischen Bedeutung erkannt wird.
Ich glaube, dass meine restriktive Veröffentlichungspraxis geeignet sein könnte, das Interesse an PR zu wecken. Ich behalte mir aber vor, diese Briefe auch einer andern Zukunft zu widmen, wenn ich dadurch dem Andenken an PR glaube dienen zu können. Dabei denke ich sowohl an einen Verkauf zB. durch Versteigerung wie an eine Schenkung.

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