Der Briefwechsel PR mit Pietr Kapitza

Arnold Kramish gab mir die Adresse und den Namen eines Professor Borowski (?) in Moskau, der während des 2. Weltkriegs Chef der russischen Wissenschaftsspionage war. Ich schrieb diesem Professor und stellte mich als Neffen von PR vor mit der Frage, ob es in Moskau Unterlagen zu PR gäbe.

Zu meiner Überraschung rief mich dieser Professor eines Samstagsabends etwa um 23 Uhr an und sagte mir, dass im Kapitza-Institut der Akademie der Wissenschaften in Moskau Korrespondenzen mit und um Pietr Kapitza und PR vorhanden seien. Er gab mir die Adresse. Ich möge dorthin schreiben. Auf meine Frage, ob er sonst irgend etwas über PR wisse, kam ein lakonisches "Nein", an das ich nie glaubte.

Ich schrieb dann an die Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion in Moskau und nachdem ich mehrere Monate nichts gehört hatte, erneut an Professor Borowski. Daraufhin erhielt ich von ihm einen eingeschriebenen Brief, mit einem ununterschriebenen "Fresszettel" drin, ich würde bald Antwort erhalten.

Und wirklich nach einiger Zeit kam vom Bibliothekar des Kapitza-Archives eine Antwort mit der Angabe, wie viele Briefe und aus welcher Zeit zwischen PR, Pietr Kapitza und Anna Kapitza sie besässen. Es seien Kopien käuflich zu erwerben zu US$ -.50 pro Seite oder US$ 1.-- pro Seite inklusive Publikationsrecht. Die Akademie würde aber vorziehen, statt mir eine Rechnung zu stellen, mit mir in einen Austausch zu treten. Als erstes hätten sie gerne das Buch "The Griffin" von Arnold Kramish. Ich habe dann dieses Buch per Kurier geschickt. Als weiteres wurde dann später die British Enzyklopädie auf CD gewünscht. Diese bezahlte ich einem kanadischen Professor, der sie der Akademie in Moskau günstig besorgte. Später erkundigte sich der Archivleiter bei mir, ob ich den Briefwechsel hätte veröffentlichen können, was für mich Bestätigung war, dass ich das Recht zur Veröffentlichung miterworben habe.

Die ganze Korrespondenz ist vorhanden und in meinem Archiv. Ich habe mich dann bemüht, den Briefwechsel publizieren zu lassen und diesbezüglich auf Empfehlung von Professor Charles Enz mit einem Professor Bussey in Dublin korrespondiert. Professor Bussey war nicht in der Lage, den Briefwechsel richtig zu interpretieren. Nach meiner Interpretation gab in diesem Briefwechsel Anna Kapitza PR klare Instruktion, welcher Art die Proteste westlicher Wissenschafter gegen die Zurückbehaltung (kidnapping) von Kapitza in Moskau sein dürfen und welche Argumentation zu vermeiden ist, um die Sowjetbehörden nicht zu reizen und dadurch Kapitza zu gefährden.
Aus diesen Briefen konnte ich natürlich nicht ersehen, wie PR diese Instruktionen weiter gegeben hat. Für mich ist aber sicher, dass er sie weiter gegeben hat, denn es gab dann wirksame westliche Proteste entsprechend den Instruktionen von Anna und keine solchen Proteste, die Moskau verärgert hätten, was für Kapitza lebensgefährlich gewesen wäre.

Noch bedeutsamer ist die Lösung, die diese Affäre dann gefunden hat, und die eigentlich fast unerklärlich (ihr nachzugehen könnte lohnend sein) und in jedem Fall sensationell ist.

Es ist bisher nicht im einzelnen bekannt, wie diese Lösung zu Stande kam, wer sie angeregt und wer sie im einzelnen ausgehandelt hat. Doch nehme ich an, dass PR dabei eine zentrale Rolle spielte. Es ist möglich, dass aus jener Zeit ein Vertrauen zwischen PR und Moskau datiert. Im Ergebnis wurde die gesamte Laboreinrichtung von Kapitza aus Cambridge nach Moskau geschickt (auf wessen Kosten Einrichtung und Transport gingen, ist mir nicht bekannt). Dort konnte er dann seine Versuche wie in England weiter betreiben. Er spielte dann trotz einigem Widerstreben eine Rolle bei der Entwicklung der russischen Atombombe.

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